J-Integral-Konzept: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „{{PSM_Infobox}} <span style="font-size:1.2em;font-weight:bold;">J-Integral-Konzept</span> __FORCETOC__ ==Energetische Betrachtung des Bruchvorganges== Das von Ch…“) |
|||
Zeile 119: | Zeile 119: | ||
|-valign="Top" | |-valign="Top" | ||
|[3] | |[3] | ||
− | |Grellmann, W., [[Seidler,_Sabine|Seidler, S.]] (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 258/259 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 18) | + | |[[Grellmann,_Wolfgang|Grellmann, W.]], [[Seidler,_Sabine|Seidler, S.]] (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 258/259 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 18) |
|-valign="Top" | |-valign="Top" | ||
|[4] | |[4] |
Version vom 13. August 2019, 06:11 Uhr
Ein Service der |
---|
Polymer Service GmbH Merseburg |
Tel.: +49 3461 30889-50 E-Mail: info@psm-merseburg.de Web: https://www.psm-merseburg.de |
Unser Weiterbildungsangebot: https://www.psm-merseburg.de/weiterbildung |
PSM bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Polymer Service Merseburg |
J-Integral-Konzept
Energetische Betrachtung des Bruchvorganges
Das von Cherepanov [1] und Rice [2] eingeführte J-Integral hat auf Grund der energetischen Betrachtung des Bruchvorganges (siehe: Bruch und Brucharten) für Kunststoffe die größte Bedeutung erlangt. Das wegunabhängige Linienintegral umschließt den plastisch deformierten Bereich und verläuft im elastisch deformierten Bereich mit geschlossenem Integrationsweg um die Rissspitze (Bild 1).
Bild 1: | Bestimmung des J-Integrals: wegunabhängiges Linienintegral mit 1 plastisch deformierter Bereich (energiedissipative Zone) und 2 elastisch deformierter Bereich (a), experimentell ermittelte Kraft-Kraftangriffspunktverschiebungs-Kurven unterschiedlicher Risslänge (b), durch Planimetrieren der F = F(v, f)-Abhängigkeit ermittelte Energie , bezogen auf die Prüfkörperdicke als Funktion der Risslänge (c) und durch Differenzieren der Kurven (c) bestimmtes J-Integral (d) [3] |
Die x- und y-Komponenten werden definiert durch
und |
. |
mit
W | elastische Energiedichte | |
T | Spannungstensor | |
n | Außennormale der Kurve R um die Rissspitze | |
u | Verschiebungsvektor |
Experimentelle Ermittlung von J-Werten
Die experimentelle Bestimmung erfolgt nach Bild 1 b bis d, indem aus den registrierten Kraft-Kraftangriffspunktverschiebungs-Kurven mit unterschiedlichen Kerbtiefen durch Planimetrieren die Verformungsenergie AG ermittelt und das Verhältnis AG/B in Abhängigkeit von a dargestellt wird.
Durch graphische Diffenrentation ergibt sich
als Funktion der Kraftangriffspunktverschiebung bzw. Durchbiegung.
Da der Aufwand zur Bestimmung von J-Werten nach dieser Prozedur für die praktische Kennwertermittlung zu hoch ist, wurden Näherungsformeln entwickelt. Die bekanntesten Verfahren sind:
- Näherungsverfahren nach BEGLEY und LANDES
- Näherungsverfahren nach RICE, PARIS und MERKLE
- Näherungsverfahren nach KANAZAWA
- Näherungsverfahren nach SUMPTER und TURNER und
- Näherungsverfahren nach MERKLE und CORTEN
Korrelationen des J-Integrals zum Spannungsintensitätsfaktor und zur Rissöffnungsverschiebung
Für elastisches Werkstoffverhalten ist das J-Integral mit der Energiefreisetzungsrate G identisch:
für ESZ bzw. | ||
für EDZ. |
Diese Gleichungen sind für die Umrechnung von JIc-Werten in KIcJ-Werte anzuwenden.
Der Zusammenhang zwischen J-Integral- und Crack Tip Opening Displacement(CTOD)-Konzept liefert
, |
worin m nach [4, 5] als Constraint-Faktor bezeichnet wird. Die kritischen J-Werte sind geometrieunabhängig, d. h. echte Werkstoffkennwerte, wenn das Kriterium
mit
werkstoffabhängige Konstante des Geometriekriteriums des J-Integral-Konzeptes |
erfüllt ist.
In [6] werden am Beispiel der Temperaturabhängigkeit der Zähigkeit von unorientierten und durch Kaltwalzen orientierten Polypropylen (Kurzzeichen: PP) der Zusammenhang zwischen den nach dem J-Integral und dem CTOD-Konzept bestimmten bruchmechanischen Kenngrößen betrachtet. Für den Constraint-Faktor (siehe auch: Zähigkeit Temperaturabhängigkeit) wird für den untersuchten PP-Werkstoff m = 0,7 angegeben [7].
Literaturhinweise
[1] | Cherepanov, G. P.: On Crack Propagation in Continuous Media. Applied Mechanics and Mathematics 31 (1967) 503 |
[2] | Rice, J. R.: A Path Independent Integral and the Approximate Analysis of Strain Concentration by Notches and Cracks. J. Appl. Mech. (1968) 379–386 |
[3] | Grellmann, W., Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 258/259 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe AMK-Büchersammlung unter A 18) |
[4] | Blumenauer, H., Pusch, G.: Technische Bruchmechanik. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig Stuttgart (1993) 3. Auflage, (ISBN 3-342-00659-5; siehe AMK-Büchersammlung unter E 29-3) |
[5] | Anderson, T. L.: Fracture Mechanics. Fundamentals and Applications. 2nd Ed., CRC Press, Boca Raton (1995) 2. Auflage, (ISBN 978-0849342608; siehe AMK-Büchersammlung unter E 8-1) |
[6] | Grellmann, W., Che, M.: Assessment of Temperature-dependent Fracture Behaviour with Different Fracture Mechanics Concepts on Example of Unoriented and Cold-rolled Polypropylene. J. Applied Polymer Science 66 (1997) 1237–1249 |
[7] | Hille, E.: Untersuchungen zum Bruchverhalten des orientierten isotaktischen Polypropylen. Ph.D. Dissertation, TH Leuna-Merseburg (1983) |