Schmelze-Massefließrate: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Lexikon der Kunststoffprüfung
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'''Schmelzindex (MFR)'''
 
'''Schmelzindex (MFR)'''
  
Der Schmelzindex (eng. MFR = melt mass-flow rate früher MFI = Melt Flow Index) dient zur Charakterisierung des Fließverhaltens eines thermoplastischen [[Kunststoffe]]s. Zur Messung des Schmelzindex werden Schmelzindexmessgeräte ('''Bild 1''') verwendet, die eine besondere Ausführungsform eines [[Kapillarrheometer]]s darstellen [1].
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Der Schmelzindex (engl.: MFR = '''M'''elt Mass-'''F'''low '''R'''ate früher MFI = Melt Flow Index) dient zur Charakterisierung des Fließverhaltens eines [[Thermoplaste|thermoplastischen]] [[Kunststoffe]]s. Zur Messung des Schmelzindex werden Schmelzindexmessgeräte ('''Bild 1''') verwendet, die eine besondere Ausführungsform eines [[Kapillarrheometer]]s darstellen [1].
  
 
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Der Schmelzindex wird in der Einheit g (10 min)<sup>-1</sup> angegeben.
 
Der Schmelzindex wird in der Einheit g (10 min)<sup>-1</sup> angegeben.
  
Er ist ein Maß für die Viskosität der Kunststoffschmelze. Daraus lässt sich auf den Polymerisationsgrad, d.h. die mittlere Anzahl von Monomereinheit in einem Molekül schließen.
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Der Schmelzindexwert stellt nur einen einzelnen der [[Viskosität]] proportionalen Wert bei relativ niedriger Schergeschwindigkeit dar. Auf Grund des einfachen Messprinzips ist keine unmittelbare Vergleichbarkeit mit auf Hochdruckkapillarrheometern (siehe: [[Kapillarrheometer]]) gemessenen Viskositätswerten gegeben.
  
Beim Schmelzindexprüfgerät ist die Düse als sehr kurze Kapillare, in der Regel mit einem L/D-Verhältnis von 10/1, ausgeführt. Der zum Auspressen der Schmelze aus dem temperierten Zylinder erforderliche Druck wird durch Aufbringen einer definierten Belastung mit Auflagegewichten realisiert. Die Prüfbedingungen ergeben sich aus DIN EN ISO 1133 [2]. Für Thermoplaste übliche Prüfparameter sind in der '''Tabelle''' zusammengestellt. Die jeweilige Prüftemperatur wird in Abhängigkeit vom Werkstoff und der Belastung der Prüfnorm entnommen.
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Beim Schmelzindexprüfgerät ist die Düse als sehr kurze Kapillare, in der Regel mit einem L/D-Verhältnis von 10/1, ausgeführt. Der zum Auspressen der Schmelze aus dem temperierten Zylinder erforderliche Druck wird durch Aufbringen einer definierten Belastung mit Auflagegewichten realisiert. Die Prüfbedingungen ergeben sich aus DIN EN ISO 1133 [2]. Für [[Thermoplaste]] übliche Prüfparameter sind in der '''Tabelle''' zusammengestellt. Die jeweilige Prüftemperatur wird in Abhängigkeit vom Werkstoff und der Belastung der Prüfnorm entnommen.
  
 
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Das Schmelzindex MFR wird in der Prüfpraxis als einfache und schnelle Methode der Wareneingangs- oder Qualitätskontrolle häufig verwendet; ist aber auch in der [[Schadensanalyse]] oder bei Kundenreklamationen bedeutsam.
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Der Schmelzindex MFR wird in der Prüfpraxis als einfache und schnelle Methode der Wareneingangs- oder Qualitätskontrolle häufig verwendet; ist aber auch in der [[Schadensanalyse]] oder bei Kundenreklamationen bedeutsam.
  
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|Die Herausgeber des Lexikons danken Prof. Dr. H.-J. Radusch, [https://www.uni-halle.de/ Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Polymer_Service_Merseburg Polymer Service GmbH Merseburg] für diesen Gastbeitrag.
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'''Literaturhinweise'''
 
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|Radusch, H.-J.: Bestimmung verarbeitungsrelevanter Eigenschaften. In: Grellmann, W., Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2011) 2. Auflage, S. 66-68, (ISBN 978-3-446-42722-8; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 12)
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|[[Radusch,_Hans-Joachim|Radusch, H.-J.]]: Bestimmung verarbeitungsrelevanter Eigenschaften. In: [[Grellmann,_Wolfgang|Grellmann, W.]], [[Seidler,_Sabine|Seidler, S.]] (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 68–70, (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 18)
 
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|DIN EN ISO 1133: Kunststoffe – Bestimmung der Schmelze-Massefließrate (MFR) und der Schmelze-Volumenfließrate (MVR) von Thermoplasten<br>
 
|DIN EN ISO 1133: Kunststoffe – Bestimmung der Schmelze-Massefließrate (MFR) und der Schmelze-Volumenfließrate (MVR) von Thermoplasten<br>
: Teil 1 (2012-03): Allgemeines Prüfverfahren<br>
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: Teil 1 (2022-10): Allgemeines Prüfverfahren<br>
 
: Teil 2 (2012-03): Verfahren für Materialien, die empfindlich gegen eine zeit- bzw. temperaturabhängige Vorgeschichte und/oder Feuchte sind
 
: Teil 2 (2012-03): Verfahren für Materialien, die empfindlich gegen eine zeit- bzw. temperaturabhängige Vorgeschichte und/oder Feuchte sind
 
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|ASTM D 1238 (2013): Standard Test Method for Melt Flow Rates of Thermoplastics by Extrusion Plastometer
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|ASTM D 1238 (2020): Standard Test Method for Melt Flow Rates of Thermoplastics by Extrusion Plastometer
 
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[[Kategorie:Verarbeitungsrelevante Eigenschaften]]
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[[Kategorie:Gastbeiträge]]

Aktuelle Version vom 22. Juni 2023, 07:08 Uhr

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Schmelze-Massefließrate (MFR) (Autor: Prof. Dr. H.-J. Radusch)

Schmelzindex (MFR)

Der Schmelzindex (engl.: MFR = Melt Mass-Flow Rate früher MFI = Melt Flow Index) dient zur Charakterisierung des Fließverhaltens eines thermoplastischen Kunststoffes. Zur Messung des Schmelzindex werden Schmelzindexmessgeräte (Bild 1) verwendet, die eine besondere Ausführungsform eines Kapillarrheometers darstellen [1].

MFR1.jpg

Bild 1: Typisches Messgerät zur Bestimmung des Schmelzindex

Die Schmelzindexbestimmung ist in DIN EN ISO 1133 [2] und ASTM D 1238 [3] standardisiert. Als Schmelzindex wird der MFR-Wert definiert, der die Materialmenge in Gramm angibt, die bei einem bestimmten Druck und einer bestimmten Temperatur in zehn Minuten durch eine Kapillare mit definierten Abmessungen fließt.

mit

m Mittelwert der Masse der Abschnitte
t Zeitintervall für das Abschneiden
tref 600 s

Der Schmelzindex wird in der Einheit g (10 min)-1 angegeben.

Der Schmelzindexwert stellt nur einen einzelnen der Viskosität proportionalen Wert bei relativ niedriger Schergeschwindigkeit dar. Auf Grund des einfachen Messprinzips ist keine unmittelbare Vergleichbarkeit mit auf Hochdruckkapillarrheometern (siehe: Kapillarrheometer) gemessenen Viskositätswerten gegeben.

Beim Schmelzindexprüfgerät ist die Düse als sehr kurze Kapillare, in der Regel mit einem L/D-Verhältnis von 10/1, ausgeführt. Der zum Auspressen der Schmelze aus dem temperierten Zylinder erforderliche Druck wird durch Aufbringen einer definierten Belastung mit Auflagegewichten realisiert. Die Prüfbedingungen ergeben sich aus DIN EN ISO 1133 [2]. Für Thermoplaste übliche Prüfparameter sind in der Tabelle zusammengestellt. Die jeweilige Prüftemperatur wird in Abhängigkeit vom Werkstoff und der Belastung der Prüfnorm entnommen.

Tabelle: Prüfbedingungen für die Messung des Schmelzindex
Masse der Auflage-
Gewichte (kg)
Kolbenkraft (N) Kolbendruck (bar) Scheinbare Schub-
spannung (Pa)
0,325 3,187 0,4516 2,956 ⋅ 103
1,20 11,77 1,667 1,092 ⋅ 104
2,16 21,18 3,001 1,965 ⋅ 104
3,8 37,27 5,280 3,457 ⋅ 104
5,0 49,03 6,947 4,548 ⋅ 104
10,0 98,07 13,89 9,096 ⋅ 104
15,0 147,1 20,84 1,364 ⋅ 105
21,6 211,8 30,01 1,965 ⋅ 105

Der Schmelzindex MFR wird in der Prüfpraxis als einfache und schnelle Methode der Wareneingangs- oder Qualitätskontrolle häufig verwendet; ist aber auch in der Schadensanalyse oder bei Kundenreklamationen bedeutsam.

Danksagung

Die Herausgeber des Lexikons danken Prof. Dr. H.-J. Radusch, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Polymer Service GmbH Merseburg für diesen Gastbeitrag.

Literaturhinweise

[1] Radusch, H.-J.: Bestimmung verarbeitungsrelevanter Eigenschaften. In: Grellmann, W., Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 68–70, (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe AMK-Büchersammlung unter A 18)
[2] DIN EN ISO 1133: Kunststoffe – Bestimmung der Schmelze-Massefließrate (MFR) und der Schmelze-Volumenfließrate (MVR) von Thermoplasten
Teil 1 (2022-10): Allgemeines Prüfverfahren
Teil 2 (2012-03): Verfahren für Materialien, die empfindlich gegen eine zeit- bzw. temperaturabhängige Vorgeschichte und/oder Feuchte sind
[3] ASTM D 1238 (2020): Standard Test Method for Melt Flow Rates of Thermoplastics by Extrusion Plastometer