Luftultraschall: Unterschied zwischen den Versionen
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Luftultraschall ist ein Verfahren in der [[Ultraschallprüfung]], bei dem als Koppelmedium Luft verwendet wird. Die speziellen [[Ultraschall-Prüfkopf|Ultraschallprüfköpfe]] sind dabei nicht in Kontakt mit dem Prüfmaterial. Dieses Prüfverfahren eignet sich zur berührungslosen zerstörungsfreien Prüfung von dünnwandigen [[Kunststoffbauteil|Bauteilen]] aus Werkstoffen mit [[Thermoplaste|thermoplastischer]] oder [[Duroplaste|duroplastischer]] Matrix, so z. B. [[faserverstärkte Kunststoffe]] (CFK, GFK) und Hybridwerkstoffe oder auch metallische Werkstoffe. | Luftultraschall ist ein Verfahren in der [[Ultraschallprüfung]], bei dem als Koppelmedium Luft verwendet wird. Die speziellen [[Ultraschall-Prüfkopf|Ultraschallprüfköpfe]] sind dabei nicht in Kontakt mit dem Prüfmaterial. Dieses Prüfverfahren eignet sich zur berührungslosen zerstörungsfreien Prüfung von dünnwandigen [[Kunststoffbauteil|Bauteilen]] aus Werkstoffen mit [[Thermoplaste|thermoplastischer]] oder [[Duroplaste|duroplastischer]] Matrix, so z. B. [[faserverstärkte Kunststoffe]] (CFK, GFK) und Hybridwerkstoffe oder auch metallische Werkstoffe. | ||
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− | Ziel dieser zerstörungsfreien Methode der Werkstoffprüfung ist die Ermittlung von Werkstoffeigenschaften, wie z.B. der Dichte und des E-Moduls, aber insbesondere das Aufsuchen von Fehlstellen und Inhomogenitäten. | + | Ziel dieser zerstörungsfreien Methode der [[Werkstoffprüfung]] ist die Ermittlung von Werkstoffeigenschaften, wie z. B. der [[Dichte]] und des E-Moduls, aber insbesondere das Aufsuchen von Fehlstellen und Inhomogenitäten. |
− | In der praktischen Anwendung des Luftultraschalls überwiegt die Defektoskopie, die mit Hilfe von Volumen- bzw. C-Bildern Bauteilfehler darstellt und klassifiziert. In dem folgenden '''Bild 6''' ist das Volumenbild (a) und das C-Bild (b) eines von der konkaven Seite des gemessenen PE 100-Rohrsegmentes mit Schweißnaht dargestellt. Dabei stellt das Volumenbild ein „Durchstrahlungsbild“ dar und das C-Bild eine ebene Schicht des Materials, die auf der Auswertung eines Laufzeitintervalls beruht. Mit diesen beiden Ultraschallbildern lassen sich bei der Prüfung mit Luftankopplung relative Veränderungen in der Geometrie und der inneren Strukturen nachweisen. | + | In der praktischen Anwendung des Luftultraschalls überwiegt die Defektoskopie, die mit Hilfe von Volumen- bzw. [[C-Bild-Technik|C-Bildern]] Bauteilfehler darstellt und klassifiziert. In dem folgenden '''Bild 6''' ist das Volumenbild (a) und das C-Bild (b) eines von der konkaven Seite des gemessenen PE 100-Rohrsegmentes mit Schweißnaht dargestellt. Dabei stellt das Volumenbild ein „Durchstrahlungsbild“ dar und das [[C-Bild-Technik|C-Bild]] eine ebene Schicht des Materials, die auf der Auswertung eines Laufzeitintervalls beruht. Mit diesen beiden Ultraschallbildern lassen sich bei der Prüfung mit Luftankopplung relative Veränderungen in der Geometrie und der inneren Strukturen nachweisen. |
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Version vom 26. Oktober 2016, 13:05 Uhr
Luftultraschall
Luftultraschall ist ein Verfahren in der Ultraschallprüfung, bei dem als Koppelmedium Luft verwendet wird. Die speziellen Ultraschallprüfköpfe sind dabei nicht in Kontakt mit dem Prüfmaterial. Dieses Prüfverfahren eignet sich zur berührungslosen zerstörungsfreien Prüfung von dünnwandigen Bauteilen aus Werkstoffen mit thermoplastischer oder duroplastischer Matrix, so z. B. faserverstärkte Kunststoffe (CFK, GFK) und Hybridwerkstoffe oder auch metallische Werkstoffe.
Die Ankopplung der Ultraschallprüfköpfe über Luft besitzt aus materialtechnischer Sicht den Vorteil, dass der zu prüfende Werkstoff keiner medialen Belastung ausgesetzt ist, die zu einer Beeinträchtigung des mechanischen Kennwertniveaus führen könnte, was insbesondere bei der Inline-Kontrolle im Produktionsprozess eine herausragende Rolle spielt [1]. Andererseits bedeutet die Ankopplung über Luft einen Nachteil für die Bestimmung der akustischen Kennwerte, da der Verlust an Schallenergie trotz vergleichbar niedriger Ultraschallfrequenzen über das Medium Luft hohe Ansprüche an die Messtechnik stellt [2, 3].
Messverfahren
Üblicherweise erfordert die hohe Schalldämpfung der Luft für die Volumenprüfung eines Prüfkörpers oder Bauteils die Anordnung zweier Ultraschallprüfköpfe auf beiden Seiten des Prüfobjekts, wobei die Prüfköpfe auf der akustischen Achse zueinander ausgerichtet sein müssen (Durchschallungsanordnung, Bild 1) [4].
Bild 1: | Durchschallungsanordnung bei der Prüfung mit Luft-Ultraschall |
Damit wird die Prüfkörperdicke nur einmal von den Schallwellen durchlaufen und die gesamte Schallschwächung gegenüber dem Impuls-Echo-Verfahren (siehe A-Bild-Technik) halbiert.
Die Prüfköpfe sollten einen bestimmten Abstand zum Prüfkörper haben, der dem ihres Nahfeldes entspricht. Damit wird eine Fokussierung erreicht und die Abbildung der Ultraschallsignale, vor allem in der Defektoskopie von Oberflächen, deutlich verbessert. Neuere Prüfmethoden ermöglichen auch den einseitigen Zugang zum Bauteil im Impuls-Echo-Verfahren [5].
Anregung
Im Gegensatz zur Direktankopplung mittels Wasser oder Koppelgel wird bei der Luftankopplung nicht mit Dirac-Impulsen, sondern mit einer Folge von Burstimpulsen angeregt. Diese stellen Rechteckschwingungen dar, die auf das Piezomaterial des Ultraschallprüfkopfes übertragen werden. Das Piezomaterial verändert diese Schwingungen durch seine elektrische Kontaktierung, seine elastischen Eigenschaften und seine Geometrie. Eine Darstellung dieser Schwingungen für einen Kolbenschwinger zeigt das Bild 2.
Bild 2: | Reaktion eines Luftultraschallwandlers auf ein Burstsignal |
Um eine ausreichend hohe Schallintensität zu gewährleisten, wird mit niedrigen Messfrequenzen von wenigen 100 kHz angeregt. Die Luftultraschallwandler besitzen eine entsprechende Eigenfrequenz in der Nähe der Messfrequenz und werden somit im Resonanzbereich betrieben. Dazu ist in Bild 3 das Frequenzspektrum des Burstsignals aus Bild 2 aufgezeichnet. Man erkennt die Resonanzfrequenz bei 200 kHz und die relativ geringe Breite des Frequenzbandes. Diese ist zugunsten eines maximalen Schalldruckes optimiert und ermöglicht es mit Hilfe von Kolbenschwinger-Prüfköpfen, defektoskopische Untersuchungen an Platten, aber auch Folien, durchzuführen.
Bild 3: | Fouriertransformierte des Burstsignals aus Bild 2 |
Messbeispiel
Als Beispiel ist eine Messung an einem PE-Rohrsegment aufgeführt. Das entsprechende HF-Signal ist im Bild 4 dargestellt. Die Darstellung eines HF-Signals der Luftultraschall-Geräte enthält üblicherweise auch das Einschallsignal, welches als Trigger für die Signalaufzeichnung und -messung dient. Damit lassen sich die Schallgeschwindigkeiten und die Schallschwächung, mit einer Referenzmessung ohne Prüfkörper, bestimmen.
Bild 4: | HF-Signal einer Luftultraschall-Messung an einem PE 100-Rohrsegment |
Das Bild 4 zeigt das HF-Bild der Luftultraschall-Messung (Durchschallungsanordnung) an dem PE100-Rohrsegment. Es ist gekennzeichnet durch das Sendesignal des Senders, durch das Empfangssignal am Empfänger und durch das erste Echosignal am Empfänger, welches durch die 2-fache Reflexion des Burstsignals an der Rückwand und der Oberfläche des Prüfkörpers verursacht wurde. Damit kann bei bekannter Wanddicke des Prüfkörpers die Schallgeschwindigkeit bestimmt werden.
Bild 5: | Fouriertransformierte des HF-Signals aus Bild 4 |
Das Fourierspektrum des HF-Signals (Bild 5) zeigt gegenüber dem des Burstsignals das gleiche Hauptmaximum, jedoch eine stärkere Struktur, die durch die akustischen Eigenschaften des Prüfkörpers begründet sind. Durch die Tiefpasswirkung des Prüfkörpers kommt noch eine Frequenzverschiebung hinzu sowie Phasenverschiebungen, die durch Inhomogenitäten verursacht werden.
Praktische Anwendung
Ziel dieser zerstörungsfreien Methode der Werkstoffprüfung ist die Ermittlung von Werkstoffeigenschaften, wie z. B. der Dichte und des E-Moduls, aber insbesondere das Aufsuchen von Fehlstellen und Inhomogenitäten. In der praktischen Anwendung des Luftultraschalls überwiegt die Defektoskopie, die mit Hilfe von Volumen- bzw. C-Bildern Bauteilfehler darstellt und klassifiziert. In dem folgenden Bild 6 ist das Volumenbild (a) und das C-Bild (b) eines von der konkaven Seite des gemessenen PE 100-Rohrsegmentes mit Schweißnaht dargestellt. Dabei stellt das Volumenbild ein „Durchstrahlungsbild“ dar und das C-Bild eine ebene Schicht des Materials, die auf der Auswertung eines Laufzeitintervalls beruht. Mit diesen beiden Ultraschallbildern lassen sich bei der Prüfung mit Luftankopplung relative Veränderungen in der Geometrie und der inneren Strukturen nachweisen.
Bild 6: | Volumenbild (a) und C-Bild (b) aus einem ebenem Scan des PE100-Rohrsegmentes mit Schweißnaht |
Literaturhinweise
[1] | Stößel, R., Krohn, N., Busse, G.: Luftultraschalluntersuchungen an Nichtmetallischen Werkstoffen. DGZfP-Jahrestagung 2001, Berlin, Berichtsband 75-CD, DGZfP e.V. (2001) |
[2] | http://www.dlr.de/fa/Portaldata/17/Resources/dokumente/institut/ultraschallpruef-technik.pdf (Zugriff am 08.04.2016) |
[3] | Krautkrämer, J., Krautkrämer, H.: Werkstoffprüfung mit Ultraschall. Springer Verlag, Berlin (2013) S. 296 |
[4] | Grellmann, W.; Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) (ISBN: 978-3-446-44350-7; siehe AMK-Büchersammlung unter A 18) S. 487 ff. |
[5] | Hillger, W., Ilse, D., Bühling, L.: Unterschiedliche Verfahren zum einseitigen Zugang bei der Ultraschallprüfung mit Ankopplung über Luft. DACH Jahrestagung 2015, Salzburg, Berichtsband, DGZfP e.V. (2015) |
[6] | Hasenstab, A., Krause, M., Hillger, W., Bühling, L., Ilse, D., Hillemeier, B., Rieck, C.: Luftultraschall und Ultraschall-Echo-technik an Holz. DACH Jahrestagung 2005, Rostock, Berichtsband 94-CD, DGZfP e.V. (2005) |