Biegeversuch

Aus Lexikon der Kunststoffprüfung
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Biegeversuch

Der quasistatische Biegeversuch wird insbesondere zur Prüfung spröder Werkstoffe eingesetzt, die im Zugversuch auf Grund ihres Versagensverhaltens messtechnische Probleme bereiten. Bei Kunststoffen wird dieser Versuch entsprechend der Normenvorschriften zur Prüfung folgender Werkstoffe angewandt:

  • thermoplastische Spritzguss- und Extrusionsformmassen, einschließlich gefüllter und verstärkter Formmassen sowie steifer thermoplastischer Tafeln,
  • duroplastische Formstoffe, einschließlich gefüllter und verstärkter Verbundwerkstoffe,
  • duroplastische Tafeln, einschließlich Schichtstoffe,
  • faserverstärkte duroplastische und thermoplastische Verbundwerkstoffe, die unidirektionale und nicht unidirektionale Verstärkungen enthalten und
  • thermotrope flüssigkristalline Polymere.


Dieses Prüfverfahren ist jedoch nicht für harte Schaumstoffe oder Schichtverbunde, die Schaumstoff enthalten, geeignet.

Wie bei Zug- oder Druckbeanspruchung sind auch bei der Biegebeanspruchung die unterschiedlichen Deformationsanteile, die zeitlich und lastabhängig wirksam werden, bei der Bewertung der Messergebnisse zu berücksichtigen. In Abhängigkeit vom Typ des Kunststoffes treten ebenfalls linear-elastische, linear-viskoelastische, nicht-linear-viskoelastische und plastische Verformungsanteile auf, wobei das Verhältnis der Verformungsanteile in Bezug auf die Gesamtverformung vom jeweiligen Kunststoff sowie den Beanspruchungsbedingungen (Temperatur und Prüfgeschwindigkeit) abhängt. Demzufolge sind die im Biegeversuch ermittelten Kennwerte Funktionen der Verformung, der Dehngeschwindigkeit, der Belastung oder Spannung, der Temperatur und des Zustandes des Prüfkörpers. In der prüftechnischen Praxis stehen als Versuchsanordnung die Dreipunkt- und Vierpunktprüfanordnung zur Verfügung.