Biegeversuch Schubspannung: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
|} | |} | ||
− | Umgekehrt kann also ein zu geringer [[Auflagerabstand]] oder nicht angepasste Auflagerradien eine unzulässig hohe Schubspannung im Querschnitt erzeugen. Dieser Spannungsanteil wird zwar in der Berechnung nicht berücksichtigt, er führt aber im Regelfall zu einer Verringerung der [[Kennwert]]e des [[Biegeversuch]]s. Das Auftreten der Schubspannung im [[Biegeversuch]] kann mit Hilfe von '''Bild 2''' veranschaulicht werden [3]. | + | Umgekehrt kann also ein zu geringer [[Auflagerabstand]] oder nicht angepasste Auflagerradien eine unzulässig hohe Schubspannung im Querschnitt erzeugen. Dieser Spannungsanteil wird zwar in der Berechnung nicht berücksichtigt, er führt aber im Regelfall zu einer Verringerung der [[Kennwert]]e des [[Biegeversuch]]s. Das Auftreten der Schubspannung im [[Biegeversuch]] kann mit Hilfe von '''Bild 2''' veranschaulicht werden [3, 4]. |
==Enstehung und Verteilung von Schubspannungen im Biegeprüfkörper== | ==Enstehung und Verteilung von Schubspannungen im Biegeprüfkörper== | ||
Zeile 28: | Zeile 28: | ||
|} | |} | ||
− | Die Schubspannung erreicht ihr Maximum im Bereich der neutralen Faser und weist eine parabolische Verteilungsfunktion auf ('''Bild 2'''). Zur Vermeidung unzulässiger Schubspannungseinflüsse im [[Biegeversuch]] muss nach DIN EN ISO 178 [1] ein Längen-Dicken-Verhältnis l/h = 20, bzw. ein Stützweiten-Dicken-Verhältnis von L/h = 16 eingehalten werden. Aufgrund der Schubempfindlichkeit von Laminaten beträgt in diesem Fall das Stützweiten-Dicken-Verhältnis L/h = 20 – 25. Aus dem sogenannten „Short-Beam Bend Test“, d. h. dem [[Biegeversuch]] mit engem [[Auflagerabstand]] kann man dann an Laminaten die [[Interlaminare Scherfestigkeit]] (ILSF) ermitteln [ | + | Die Schubspannung erreicht ihr Maximum im Bereich der neutralen Faser und weist eine parabolische Verteilungsfunktion auf ('''Bild 2'''). Zur Vermeidung unzulässiger Schubspannungseinflüsse im [[Biegeversuch]] muss nach DIN EN ISO 178 [1] ein Längen-Dicken-Verhältnis l/h = 20, bzw. ein Stützweiten-Dicken-Verhältnis von L/h = 16 eingehalten werden. Aufgrund der Schubempfindlichkeit von Laminaten beträgt in diesem Fall das Stützweiten-Dicken-Verhältnis L/h = 20 – 25. Aus dem sogenannten „Short-Beam Bend Test“, d. h. dem [[Biegeversuch]] mit engem [[Auflagerabstand]] kann man dann an Laminaten die [[Interlaminare Scherfestigkeit]] (ILSF) ermitteln [5, 6]. |
Zeile 38: | Zeile 38: | ||
|-valign="top" | |-valign="top" | ||
|[2] | |[2] | ||
− | |DIN EN ISO 14125 (2011-05): Faserverstärkte Kunststoffe – Bestimmung der Biegeeigenschaften | + | |DIN EN ISO 14125 (2011-05): Faserverstärkte Kunststoffe – Bestimmung der Biegeeigenschaften; Technical Corrigendum Cor.1:2001 + Amd.1:2011 |
|-valign="top" | |-valign="top" | ||
|[3] | |[3] | ||
|[[Bierögel, Christian|Bierögel, C.]]: Biegeversuch an Kunststoffen. In: [[Grellmann,_Wolfgang|Grellmann, W.]], [[Seidler,_Sabine|Seidler, S.]] (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 147–158 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 18) | |[[Bierögel, Christian|Bierögel, C.]]: Biegeversuch an Kunststoffen. In: [[Grellmann,_Wolfgang|Grellmann, W.]], [[Seidler,_Sabine|Seidler, S.]] (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 147–158 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 18) | ||
|-valign="top" | |-valign="top" | ||
− | |[4] | + | |[4] |
− | | | + | |Bierögel, C., [https://www.researchgate.net/profile/Wolfgang-Grellmann Grellmann, W.]: Bend loading. In: [https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Grellmann Grellmann, W.], [https://de.wikipedia.org/wiki/Sabine_Seidler Prof. Sabine Seidler]: Mechanical and Thermomechanical Properties of Polymers. Landolt-Börnstein, Volume VIII/6A3, Springer Verlag, Berlin (2014) 164–191, (ISBN 978-3-642-55165-9; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 16) |
|-valign="top" | |-valign="top" | ||
|[5] | |[5] | ||
+ | |[[Altstädt,_Volker|Altstädt, V.]]: Prüfung von Verbundwerkstoffen. In: [https://www.researchgate.net/profile/Wolfgang-Grellmann Grellmann, W.], Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 570–571 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe [[AMK-Büchersammlung]] unter A 18) | ||
+ | |-valign="top" | ||
+ | |[6] | ||
|DIN EN ISO 14130 (1998-02): Faserverstärkte Kunststoffe – Bestimmung der scheinbaren interlaminaren Scherfestigkeit nach dem Dreipunktverfahren mit kurzem Balken | |DIN EN ISO 14130 (1998-02): Faserverstärkte Kunststoffe – Bestimmung der scheinbaren interlaminaren Scherfestigkeit nach dem Dreipunktverfahren mit kurzem Balken | ||
|} | |} | ||
[[Kategorie:Biegeversuch]] | [[Kategorie:Biegeversuch]] |
Version vom 3. Juli 2024, 12:47 Uhr
Ein Service der |
---|
Polymer Service GmbH Merseburg |
Tel.: +49 3461 30889-50 E-Mail: info@psm-merseburg.de Web: https://www.psm-merseburg.de |
Unser Weiterbildungsangebot: https://www.psm-merseburg.de/weiterbildung |
PSM bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Polymer Service Merseburg |
Biegeversuch Schubspannung
Ursachen für das Auftreten von Schubspannungen
Bei der Biegeprüfung an Kunststoffen wird in Übereinstimmung mit den bevorzugten Normen der Biegeprüfung von Kunststoffen [1, 2] angenommen, dass im Prüfkörper eine reiner Normalspannungszustand vorliegt. In Analogie hierzu soll beim Scher- oder Stanzversuch ein reiner Scherspannungszustand vorliegen. Beim Vorliegen einer exakten Justierung und einem scharfen Stanzwerkzeug (Bild 1a) wird somit ein qualitätsgerechtes Ergebnis erzielt. Im Fall eines stumpfen Stanzmessers, Abrundungen an den Widerlagern oder einem zu großen Auflagerabstandes wird zusätzlich eine Durchbiegung erzeugt, die zu einem fehlerhaften Produkt führt (Bild 1b).
Bild 1: | Einfluss von Biegung im Stanzprozess |
Umgekehrt kann also ein zu geringer Auflagerabstand oder nicht angepasste Auflagerradien eine unzulässig hohe Schubspannung im Querschnitt erzeugen. Dieser Spannungsanteil wird zwar in der Berechnung nicht berücksichtigt, er führt aber im Regelfall zu einer Verringerung der Kennwerte des Biegeversuchs. Das Auftreten der Schubspannung im Biegeversuch kann mit Hilfe von Bild 2 veranschaulicht werden [3, 4].
Enstehung und Verteilung von Schubspannungen im Biegeprüfkörper
Bei Annahme eines Biegeträgers (Bild 2 rechts) oder vier einzelnen übereinander gelegten Biegebalken (Bild 2 links) mit identischer Geometrie und aus dem gleichen Werkstoff, also vergleichbarer Biegesteifigkeit EIy, wird sich bei Belastung eine annähernd gleiche Durchbiegung einstellen. Beim Vergleich der Randkontur wird sich bei dem Biegeträger ein ebener Querschnitt einstellen, während sich die Biegebalken einzeln verformen und damit eine treppenförmige Kontur des Querschnitts hervorrufen.
Erzeugt man eine Lamitatstruktur des Biegeträgers mit vier verklebten Einzelschichten, dann erkennt man, dass zur Aufrechterhaltung der ebenen Randkontur Kräfte zwischen den Schichten wirken, die sich in einer Schubspannung äußern. Wird die Belastung durch die Schubspannung zu groß, dann treten, wie bekannt, auf der oberen Druckseite Beuleffekte oder auf der unteren Zugseite Delaminationen zwischen den Einzelschichten auf.
Bild 2: | Entstehung und Verteilung der Schubspannung im Biegeversuch |
Die Schubspannung erreicht ihr Maximum im Bereich der neutralen Faser und weist eine parabolische Verteilungsfunktion auf (Bild 2). Zur Vermeidung unzulässiger Schubspannungseinflüsse im Biegeversuch muss nach DIN EN ISO 178 [1] ein Längen-Dicken-Verhältnis l/h = 20, bzw. ein Stützweiten-Dicken-Verhältnis von L/h = 16 eingehalten werden. Aufgrund der Schubempfindlichkeit von Laminaten beträgt in diesem Fall das Stützweiten-Dicken-Verhältnis L/h = 20 – 25. Aus dem sogenannten „Short-Beam Bend Test“, d. h. dem Biegeversuch mit engem Auflagerabstand kann man dann an Laminaten die Interlaminare Scherfestigkeit (ILSF) ermitteln [5, 6].
Literaturhinweise
[1] | DIN EN ISO 178 (2019-08): Kunststoffe – Bestimmung der Biegeeigenschaften |
[2] | DIN EN ISO 14125 (2011-05): Faserverstärkte Kunststoffe – Bestimmung der Biegeeigenschaften; Technical Corrigendum Cor.1:2001 + Amd.1:2011 |
[3] | Bierögel, C.: Biegeversuch an Kunststoffen. In: Grellmann, W., Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 147–158 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe AMK-Büchersammlung unter A 18) |
[4] | Bierögel, C., Grellmann, W.: Bend loading. In: Grellmann, W., Prof. Sabine Seidler: Mechanical and Thermomechanical Properties of Polymers. Landolt-Börnstein, Volume VIII/6A3, Springer Verlag, Berlin (2014) 164–191, (ISBN 978-3-642-55165-9; siehe AMK-Büchersammlung unter A 16) |
[5] | Altstädt, V.: Prüfung von Verbundwerkstoffen. In: Grellmann, W., Seidler, S. (Hrsg.): Kunststoffprüfung. Carl Hanser Verlag, München (2015) 3. Auflage, S. 570–571 (ISBN 978-3-446-44350-1; siehe AMK-Büchersammlung unter A 18) |
[6] | DIN EN ISO 14130 (1998-02): Faserverstärkte Kunststoffe – Bestimmung der scheinbaren interlaminaren Scherfestigkeit nach dem Dreipunktverfahren mit kurzem Balken |